Egal wie man es dreht und wendet, aber der Film „Priscilla“ fühlte sich von Anfang an nicht wirklich gut an. Und nun tauchen auch noch Mails von Lisa auf, die scharfe Kritik äußerten:
Dem Magazin Variety liegen exklusiv private Mails von Lisa Marie Presley an „Priscilla“-Regisseurin Sofia Coppola vor, in der sie sie bat, die Darstellung ihres Vaters zu überdenken und ihrer Familie damit eine weitere Demütigung zu ersparen. In dem Artikel heißt es weiter: Presley bezeichnete das Drehbuch als „schockierend rachsüchtig und verachtend“ und bat die Oscar-Preisträgerin Coppola, ihre zerbrechliche Beziehung zu ihrer Mutter – der Hauptfigur des Films, Priscilla Presley – nicht zu belasten und auch die Enkel von Elvis nicht ins Visier zu nehmen, da sie weiterhin den Verlust von Sohn Benjamin Keough betrauern, der 2020 starb.
„Mein Vater kommt nur als Ausbeuter und Manipulator rüber. Als seine Tochter erkenne ich in dieser Figur nichts von meinem Vater wieder. Ich erkenne beim Lesen auch nicht die Perspektive meiner Mutter auf meinen Vater. Ich lese es und sehe ihre schockierend rachsüchtige und verächtliche Perspektive, und ich verstehe nicht, warum?“, schrieb Presley in einer ihrer Botschaften. Beide wurden im September 2022 im Abstand von etwa vier Stunden verschickt. Coppola hatte zwar noch nicht mit den Dreharbeiten zu „Priscilla“ begonnen, als Presley sich meldete, aber sie teilte ihr unverblümt mit, dass sie sich gegen das Projekt und ihre Mutter aussprechen würde, die als ausführende Produzentin genannt wird.
„Ich werde gezwungen sein, Stellung zu beziehen, in der ich offen sagen werde, was ich von dem Film halte und mich öffentlich gegen Sie, meine Mutter und diesen Film stellen werde“, schrieb Presley. Als Coppola um einen Kommentar zu dem Briefwechsel gebeten wurde, ließ sie den Inhalt der Mails weitergeben, die sie an Lisa gesendet hatte und sagte, dass dies genau das wiedergebe, was die Regisseurin mit ihrem Film erreichen wollte. „Ich hoffe, dass Sie, wenn Sie den fertigen Film sehen, ein anderes Gefühl haben und verstehen, dass ich ihre Mutter mit großer Sorgfalt ehren und gleichzeitig ihren Vater mit Sensibilität und Komplexität darstellen möchte“, schrieb Coppola.
Priscilla Presley war für keine Stellungnahme zu erreichen. Der Filmverleih A24 lehnte eine Stellungnahme sogar ganz ab. Ein Insider des Films sagte, dass der Austausch am 2. September 2022 stattfand, nur wenige Wochen vor Beginn der Produktion von „Priscilla“. Die Quelle erzählt außerdem, dass der Film ausschließlich auf „Elvis und ich“ basiert und dass man sich bemüht hat, einige Elemente des Buches, die für das heutige Publikum schockierend gewesen wären, abzuschwächen. Coppolas Ziel war es, eine Liebesgeschichte zu erzählen, wobei die Hauptspannung des Films in Priscillas Kämpfen besteht, sich an das Leben mit einem globalen Superstar anzupassen. Es wird vermutet, dass Lisa Marie Presley einen ersten Entwurf des Drehbuchs gesehen hat, der letztendlich um etwa 10 Seiten „gekürzt“ wurde, als die Dreharbeiten am 24. Oktober 2022 begannen.
Der Film zeigt „die Auswirkungen des psychologischen Missbrauchs auf die Partner“, schrieb ein Kritiker. Fans in den sozialen Medien haben Elvis vorgeworfen, seine spätere Braut zu „aufzustylen“. Die meisten Kritiken befanden aber, dass der Film im Einklang mit Coppolas gepriesener Filmografie stehe und im Wesentlichen eine Geschichte über das Leben einer jungen Frau in einem „goldenen Käfig“ sei. Lisa Marie Presley bezweifelte allerdings, dass ihre Mutter Priscilla eine moderne Übersetzung ihrer Erfahrungen verstehen würde: „Ich mache mir Sorgen, dass meine Mutter die Nuancen nicht sieht oder nicht begreift, wie Elvis wahrgenommen werden wird, wenn dieser Film erscheint“, schrieb sie in ihren E-Mails. „Ich möchte meine Mutter schützen, die ihr ganzes Leben damit verbracht hat, das Erbe meines Vaters zu würdigen. Ich bin besorgt, dass sie die Intentionen, die hinter diesem Film stehen, nicht versteht und auch nicht das Ergebnis, das er haben wird.“
Lisa Marie Presley schien auch an Coppolas eigenes Hollywood-Erbe zu appellieren:
„Ich habe gedacht, dass gerade Sie verstehen würden, wie sich das anfühlt", schrieb sie in Anspielung auf Coppolas berühmte Familie, zu der auch ihr Vater, der „Der Pate“-Regisseur Francis Ford Coppola, gehört.
Die E-Mails machen deutlich, mit welchen Schwierigkeiten Hollywood zu kämpfen hat, wenn es darum geht, das Vermächtnis von Ikonen wie Elvis künstlerisch zu verarbeiten. Die Nachlässe der verstorbenen Stars werden oft in Streitigkeiten um angepasste Inhalte verwickelt (Elvis Presley Enterprises, hat „Priscilla“ die Verwendung seines Musikkatalogs für den Film verweigert). Die E-Mails spiegeln aber auch wider, was für Lisa Marie Presley persönlich auf dem Spiel stand: „Sofia, es gibt noch eine Sache, die ich hinzufügen möchte“, schloss Presley ihren zweiten Brief an Coppola. Sie erzählte eine Anekdote über eine ihrer kleinen Zwillinge, Harper Lockwood, die eine Ankündigung über den Produktionsbeginn von „Priscilla“ gesehen hatte. „Ich musste ihr erklären, dass es wieder einen Film über ihren Großvater geben und der aber versuchen wird, ihn sehr, sehr schlecht aussehen zu lassen, was aber nicht stimmt. Ich musste ihr erklären, dass ihre geliebte Großmutter den Film sogar unterstützt. Die beiden kleinen Mädchen haben in den letzten 7 Jahren so viel durchgemacht, sie mussten meine Scheidung und den schrecklichen Sorgerechtsstreit durchstehen und haben dann noch ihren Bruder verloren. Wir sind alle fast ertrunken“, schrieb Lisa Marie Presley.
Sie lobte den 2022 unter der Regie von Baz Luhrmann gedrehten Film „Elvis“ als „eine Unterbrechung des Leidens und einen Lichtstrahl, der uns letztes Jahr umarmte ... es machte sie so stolz und ehrte sie, seine Enkelinnen zu sein. Sie fühlten sich einen Moment lang gesegnet und weniger verflucht im Leben. Es hat uns alle so stolz gemacht, weil es ein wahres Abbild dessen ist, wer er wirklich war“.
Presley sagte, sie verstehe Coppolas „Bedürfnis nicht, meinen Vater, nach einem so außergewöhnlichen Film mit der Rechtfertigung zu demütigen, dass sie die Geschichte meiner Mutter erzählen wolle, aber aus einer sehr negativen und verbitterten Realität heraus“.
Quelle: Variety
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